Ich stehe auf, werfe einen Blick ans Kalenderblatt und BÄNG! … es trifft mich wie ein Schlag. Es ist der 22.2. – mein schwarzer Tag. Der Tag an dem man mich eigentlich in den Schrank stellen könnte, es würde wohl keinen Unterschied machen. Heute vor 5 Jahren hörte die Welt für einen Augenblick auf sich zu drehen! Ich bin mir ganz sicher das es so war, denn genau so hat es sich angefühlt, als ich damals in der Tierklinik stand und mein Gesicht in das dichte Fell meiner Hündin grub, während der Arzt ihr die alles entscheidende Spritze gab. Ich kann mich an jede Sekunde dieses Tages erinnern und mir wird immer noch eiskalt, wenn ich daran denke. Als ich Java in die Tierklinik brachte sagte ich ihr immer wieder, dass alles gut wird, dass ich bei ihr bin. Als dann der Arzt die Darmverschlingung feststellte und sofort eine Not-OP ansetzte, war ich erleichtert. Ich dachte wirklich, die machen das schon! Ich sollte derweil nach Hause fahren und man würde sich melden, wie die OP verlaufen ist. Und so ging ich, schweren Herzens, aber optimistisch. Ich war mitten auf der Autobahn, als der Anruf kam. Mit zitternder Stimme, sprach der Doktor die Worte „Können Sie bitte wieder umdrehen? Wir können nichts mehr tun und ich möchte, dass Sie bei ihr sind!“ … … … und mein Herz hörte auf zu schlagen. Es grenzt wohl an ein Wunder, dass ich den Wagen nicht sofort in die Leitplanke gesetzt habe. Ich war nicht mehr ich selbst, ich konnte es nicht fassen, warum nur?? Das kann doch alles nicht wahr sein.
Ich war bei ihr. Ich sah meinen Seelenhund dort liegen, die OP-Naht bereits verschlossen, aber immer noch in Narkose. Sie schlief, aber sie lebte noch. Ihr Herz schlug und sie war warm. Und dennoch gab es keine Chance auf Heilung. Ihr Darm war bereits abgestorben, schwarz war er, wie ein iPhone, so glänzend schwarz. „Hätte ich noch 20 cm Darm gefunden, die intakt waren, glauben sie mir, ich hätte ihn zusammengeflickt, aber so?“ Das waren die Worte des Arztes. Ich wusste, dass er die Wahrheit sagte, denn auch er kämpfte mit den Tränen. Ich noch nicht. Ich stand da wie eine leere Hülle. Meine Tränen liefen in dem Moment, in dem Christian den OP-Saal betrat. Er trug noch seinen Blaumann, war er doch direkt von der Arbeit hergerast. Jetzt war es real. Er war da, um mich zu stützen, weil ich nun Lebwohl sagen musste. Und auf einmal traf es mich wie ein Schlag.
An diesem Tag musste ich mein Sonnenlicht gehen lassen und es dauerte Monate, bis die Sonne für mich wieder scheinen wollte. Fünf Jahre sind seitdem vergangen. Javas Urne schlicht und weiß, steht in unserem Wohnzimmer, dort wo immer die Sonne scheint. Sie steht neben dem Fenster, mit Blick in den Park, den sie so sehr liebte. Sie ist und bleibt das Beste, was ich jemals hatte. Mein Traum vom eigenen Hund, meine Seele, meine beste Freundin. Ich vermisse sie so sehr und auch wenn Bhumi mittlerweile die großen Fußstapfen in die sie treten musste gewissenhaft ausfüllt, so ist sie ihnen dennoch nicht gewachsen. Sie läuft neben ihnen, macht ihre eigenen und das ist gut so.

Der 22.2. ist mein schwarzer Tag und ich bin mir sicher, dass einige von euch ebenfalls einen haben. Und diese Tatsache allein ist nicht nur traurig, sondern auch ganz wunderbar, denn sie zeigt uns, jedes Jahr aufs neue, dass da mal jemand war, der unser Leben vollkommen gemacht hat. Heute habe ich versucht einmal nicht zu weinen, sondern nur mit guten Gedanken zurückzuschauen… nunja, ich habe es versucht. Gelungen ist es noch nicht. Vielleicht müssen nochmal 5 Jahre vergehen, bis ich das endlich schaffe und wenn nicht? Völlig egal, denn ich weiß, dass sie immer fehlen wird. Heute und solange ich lebe.

Ich weiß echt nicht was der liebe Gott sich dabei gedacht hat, als er Hunden eine so kurze Lebensdauer auferlegte. Warum hat er das getan? 15 Jahre, was ist das schon? Das bedeutet egal welchem Hund ich mein Herz heute schenke, früher oder später wird es einen schwarzen Tag in meinem Leben geben und das ist ein blödes Konzept. Aber vor 5 Jahren musste ich lernen, dass dieser Tag immer kommen kann, dass uns manchmal nicht einmal 15 Jahre beschert sind. Warum erzähle ich euch das alles, denkt ihr jetzt? Die Antwort ist ebenso einfach wie gemein: Weil ich euch warnen möchte, dass ihr niemals wisst, wann euer schwarzer Tag bevor steht. Java war 2,5 Jahre alt. Ernsthaft! 2,5 besch***ssene Jahre! Ich hätte nie im Leben damit gerechnet, dass unsere Zeit so knapp sein würde. Und auch wenn ihr es nicht hören wollt, jeder Tag kann zu einem schwarzen Tag werden, egal ob euer Hund 4 Monate, 4 Jahre oder 14 Jahre alt ist. Wenn ihr also das nächste mal überlegt „Wann wäre denn der geeignete Zeitpunkt für ein Shooting?“, dann zögert bitte nicht und das sage ich jetzt nicht als Fotografin, sondern als Hundebesitzerin. Wenn euer Liebling mal nicht mehr da ist, dann ist es euch völlig egal, ob auf den Bildern bunte Blümchen oder weißer Schnee zu sehen sind. Ob es trist war oder die Sonne schien. Was zählt ist die geliebte Schnute, die darauf ist und nichts anderes. Die Augen, die ihr so sehr liebt und der Blick, den ihr so sehr vermisst.

Wenn Liebe einen Weg zum Himmel fände und Erinnerung zu Stufen würden, dann würde ich hinaufsteigen und dich zurückholen.

Im Gedenken an all die Hunde, die wir gehen lassen mussten.